Silberfischchen ind Bad oder Küche ?
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Silberfisch (Lepisma saccharina): Nachts schlägt ihre Stunde
So ganz anders ist ihre Welt als unsere. Und doch sind sie uns ganz nah. Verdammt nah. Näher, als sich manch einer vorstellen mag. Vor allem nicht nachts. Doch genau dann schlägt ihre Stunde. Die Rede ist von Silberfischchen.
Wenn es dunkelt, kriechen sie nämlich aus ihren Ritzen, krabbeln hinter Schränken, aus Abflüssen und feuchten Ecken hervor. Sie gehen auf Jagd. Und begegnen uns beim nächtlichen Spaziergang zum Kühlschrank oder zur Kloschüssel.
Die Beute der nächtlichen Jäger aber ist uns erst recht ein Gräuel, denn deren Kot füllt unsere Matratzen, Kopfkissen und Teppiche. Selbst ausgefeilteste Staubsaugertechnik kommt nicht gegen Hausstaubmilben an. Doch sie können vielleicht uns entwischen, nicht aber einem hungrigen Silberfischchen. Denn die flügellosen Ur-Insekten sind enorm schnell, mit einem Design, das in 300 Millionen Jahren immer wieder auf Funktionalität und Tödlichkeit überprüft wurde.
Sie sind nicht nur im Bad
Sobald es hell wird, verziehen sich die Silberfischchen wieder. Licht hassen sie wie Dracula. Aber ein feuchtes, warmes Ambiente mögen sie sehr. Wie in einem Badezimmer. Dort weiden sie auch gierig den Schimmelrasen von den Fliesen.
Nicht nur im Bad gehen sie auf Jagd. Sie bevölkern auch die Küche, und selbst in Büchersammlungen fühlen sie sich wohl. Dort fressen sie Papier, Leder, Seide, nicht einmal Kunstfasern sind vor ihnen sicher. Silberfische bilden Cellulasen und können mit diesen Enzymen Cellulose verdauen, ohne auf Bakterien angewiesen zu sein. Das macht den Killern aus dem Badezimmer im restlichen Tierreich so schnell keiner nach.
Die Silberlinge übertragen keine Krankheiten
Menschen sind schon ganz schön naiv. Bauen sich schöne Häuser, stellen jede Menge Krempel einschließlich etwas Fressbarem rein und wundern sich dann, wenn sie damit hungrige Untermieter anlocken. Mit Klopapier und Gift kämpfen sie gegen das "Ungeziefer", Brutalität siegt über Vernunft. Dabei übertragen die Silberlinge keine Krankheiten; sie beißen nicht und rauben uns auch nicht die Butter vom Brot. Sie sind einfach da. Fakt ist, dass sie allenfalls ein Hinweis darauf sind, dass eine Wohnung zu feucht und/oder schimmelig ist. Hat man das verinnerlicht, kann man sich noch einmal der Faszination hingeben.
Denn Silberfischchen zeigen ein hübsches Paarungsverhalten: Das Männchen tänzelt vor dem Weibchen auf und ab, berührt wie zufällig seine Partnerin und testet so ihre Paarungsbereitschaft. Ist sie willig, spinnt er mit seinem Penis einen Faden und legt darunter ein Samenpaket ab. Berührt die Auserwählte so einen Faden, versteinert sie, senkt den Hinterleib und nimmt den Samen auf. Wenig Romantik, aber viel Effizienz.
Wen es trotzdem vor den harmlosen Krabbeltieren ekelt, der muss sich nur natürliche Verbündete in ausreichender Zahl in seine vier Wände holen. Ohrwürmer machen liebend gerne Jagd auf sie, genauso wie Spinnen. Blöd nur: Krabbeln tun die auch...
Dieser Artikel stammt aus "natur" 2/2014, dem Magazin für Natur, Umwelt, nachhaltiges Leben.